Vor ca. 1 Monat verließ Kisumu, der nun vorletzte Gorillamann aus der langjährigen Junggesellengruppe im Zoo Schmiding in Krenglbach bei Wels den oberösterreichischen Zoo Richtung Prag. Seither war Silberrücken Awembe alleine und wartete schon sehnsüchtig auf neue Gesellschaft durch „seine“ Damen. Entsprechend groß war die Freude als Mittwoch abends das erste Gorillaweibchen im Zoo Schmiding eintraf.
Milele, so der Name der neuen Bewohnerin des Zoo Schmiding, wurde im Februar 2012 im Zoo Wilhelma in Stuttgart geboren und von ihrer Mutter Mutasi großgezogen. Sie kam nun im Alter von 10 Jahren auf Empfehlung des EEP’s (Europäisches Arterhaltungsprogramms) nach Schmiding. Sie wird von den Tierpflegern als lieb und intelligent beschrieben, aber wie es für einen Teenager gehört, hat sie es auch faustdick hinter den Ohren und treibt auch gerne Schabernack. Zu ihrer Familie sucht sie nur mehr wenig Kontakt, die meiste Zeit verbrachte sie zuletzt in Stuttgart mit Mimi ihrer Großmutter. Es ist daher ein gutes Alter für den Transport, denn Milele würde auch in freier Wildbahn jetzt ihre Gruppe verlassen. Schließlich hat sie nun auch ihre Geschlechtsreife erreicht, und da Mileles Vater Kibo nach wie vor der Silberrücken in der Wilhelma ist war der Umzug wichtig, um Inzucht zu vermeiden.
Der Transport verlief problemlos. Um 21.00 Uhr traf Milele in Schmiding ein und verließ noch am selben Abend ihre Transportkiste. Neugierig begann sie damit ihr neues zu Hause zu inspizieren und verspeiste auch schon nach kurzer Zeit mit großem Appetit Gemüse. Awembe sah sie vorerst nur durch eine Gittertrennung. Doch die Zeichen stehen gut. Die kommenden Tage werden sicherlich sehr aufregend für die eher zurückhaltende Dame. Sie wird Silberrücken Awembe persönlich kennenlernen und sich hoffentlich gut mit ihm verstehen. Zur Eingewöhnung reist auch noch eine vertraute Tierpflegerin aus Stuttgart mit ihrem Schützling mit um ihre die Umstellung so angenehm wie möglich zu gestalten. Im Vorfeld war auch ein kleines Team aus dem Zoo Schmiding vor Ort in Stuttgart, um sich ein genaues Bild von Milele und ihren Gewohnheiten zu machen. Anschließend wurde fleißig umgebaut und adaptiert, sodass Miele sich in Schmiding sofort zu Hause fühlt. Eine Hängematte wurde angebracht, neue Baumstämme in der Innenanlage mit Versteckmöglichkeiten für Leckereien, um die Neugierde von Milele zu befriedigen, zahlreiche weitere Behavioral Enrichment sowie unzählige frische Äste und Klettermöglichkeiten wurden in der Innenanlage angebracht. Denn die kleineren Gorilla Weibchen sind deutlich aktiver als die 250kg schweren Silberrücken. „So hat Milele viel zu tun und viel Ablenkung und wird damit wenig Zeit haben, um sich Gedanken über ihre alte Heimat zu machen“, erklärt die engagierte Tierpflegerin Can Hasibe. In den nächsten Wochen werden noch zwei weitere Gorilladamen in Schmiding erwartet, sodass insgesamt wieder eine Gruppe von vier Gorillas im Zoo Schmiding leben werden.
Ernsthafte Bedrohung:
Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm verfolgt das Ziel, innerhalb der europäischen Zoos gesunde und stabile Populationen von gefährdeten Tierarten aufzubauen und zu erhalten. Westliche Flachlandgorillas sind vom Aussterben bedroht. Der Verlust ihres natürlichen Lebensbereiches durch Entwaldung ebenso wie die Jagd auf die Menschenaffen, deren Fleisch als „bushmeat“ verkauft wird, als auch Krankheiten haben unter den freilebenden Gorillas viele Opfer gefordert. In den europäischen Zoos, die der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) angeschlossen sind, wird seit vielen Jahren ein europäisches Zuchtprogramm für Westliche Flachlandgorillas betrieben. Seit 2004 ist der Zoo Schmiding Teil dieses Programms.
Aufgrund der Eingewöhnungsphase von Milele und der Vergesellschaftung kann das Gorillahaus in den nächsten Tagen gelegentlich gesperrt sein.